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Weihnachtsbrief 2019

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Wohltäterinnen und Wohltäter!

Am 22. November schauten wir auf 55 Jahre Karmel Heilig Blut Dachau zurück. Für unseren Weihnachtsgruß wollen wir nicht nur einen Jahresrückblick machen, sondern auch eine kleine Vorschau auf die Feiern zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ-Dachau durch amerikanische Truppen. Schon jetzt gibt es Anmeldungen für große Pilgergruppen, die bei uns einen Gottesdienst feiern wollen. Viele Nationen werden sich um den 29. April 2020 in der Gedenkstätte einfinden und auch unser Kloster besuchen. Diese historisch geprägten Zeiten machen uns erneut unser ortsspezifisches Beten bewusst.


Unsere Bildbeilage

Unsere Bildbeilage zeigt ein nicht übliches Weihnachtsmotiv: eine Gabe der Dankbarkeit, aus einem menschenverachtenden System befreit worden zu sein.

Weihnachten 2019 Muttergottes

Handschriftlicher Text auf der Rückseite dieses Bildes:

Ehrw. Herrn Dr. Johannes Neuhäusler,
als Geburtstagserinnerung
Dachau, 27. I. 1944
Josef Rozsévaé-Rys,
Prag II, Petrska 1.

„Muttergottes von Altbunzlau"
Palladium des tschechischen Landes.

Es muss eine schützende Macht gewesen sein, die beide Häftlinge an diesem Tag erfahren haben. War es gegenseitige Hilfe, war es eine rettende Tat, eine unerklärbare Wendung in höchster Not? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass der Geber dieser Gabe sich erinnern und mit diesem Schutzbild (Palladium) danken will.

Hier kommt es nicht auf hohe Kunst oder wertvolle Goldschmiedearbeit an, hier zählen andere Werte, Zeichen menschlicher Nähe und gläubigen Vertrauens in einer menschenverachtenden Zeit.

Kelch mit Abbildung „Unsere liebe Frau von Dachau“

Einzelne, später angefertigte Andachtsgegenstände zeugen von der Dankbarkeit ehemaliger Häftlinge, die das unmenschliche System der KZ-Zeit überlebt haben. Selbst Mensch zu bleiben in einem grausamen Umfeld bedeutete oft, Mitleiden mit einem Nachbarn, zu teilen mit einem, der noch schlechter dran war, zu stützen und zu helfen, wo es möglich war. Auch darin konnte sich Menschwerdung ereignen.

Dr. Johannes Neuhäusler, der spätere Weihbischof und unser Stifter, war von 1941 – 1945 als Sonderhäftling im Bunker des KZ-Dachau. Er hat uns nicht nur zahlreiche Dokumente zu seiner und unserer Geschichte übergeben, sondern auch berührende Zeichen der Erinnerungen.

Maria, die Muttergottes, mit ihrem Sohn wurde für viele Gefangene Zuflucht und Fürbitterin. Das zeigt die kleine Abbildung „Unsere liebe Frau von Dachau“ auf dem Fuß des Kelches. Es ist die Kopie der Muttergottes-Statue aus der ehemaligen Lagerkapelle, die in unserer Kirche verehrt wird.


Gottesdienst mit Kardinal Marx. Am 17. Dezember 1944 wurde Karl Leisner (1915-1945) im KZ-Dachau zum Priester geweiht und feierte am 26. Dezember seine erste und einzige Hl. Messe. Aus diesem Anlass wird unser Herr Kardinal Reinhard Marx am 4. Adventsonntag bei uns einen festlichen Gottesdienst halten. In diesem Jahr wurde auch der Pallottiner P. Richard Henkes (1900 – 1945) im Hohen Dom zu Limburg selig gesprochen. Er hatte sich freiwillig zur Pflege seiner typhuskranken Mithäftlinge gemeldet.

Zwei Jubiläums-Professfeiern. Mit Freude und Dankbarkeit feierten wir 25 Jahre Profess am 2. Februar von Sr. Lucia Gerner und am 20. Juli auch von Sr. Theresia Lichtinger. Beide hatten Familie und Freunde eingeladen. Wichtig und wertvoll ist die Erfahrung, wenn eine ganze Gemeinschaft zusammenhilft, damit ein Fest gut gelingen kann.

Passisonssingen mit der Dachauer Schlossberg-Musik. Am Samstagnachmittag vor dem Palmsonntag gestaltete die Dachauer Schlossberg-Musik ein Passisonssingen zur Einstimmung in die Karwoche. Eine feierliche Andacht lag über diesem Wechsel von volkstümlichem Gesang und ruhig vorgetragenen lyrischen und zeit-aktuellen Texten. Wie sehr die Menschen Sehnsucht nach Besinnung haben, bewies eine volle Kirche und eine äußerst positive Resonanz.

Priorin im Amt bestätigt. Am 2. Mai haben wir Sr. Irmengard Schuster zum dritten Mal für drei Jahre zu unserer Priorin gewählt. Bereitwillig hat sie diesen Dienst wieder auf sich genommen.

Teilnahme an Festveranstaltung der Benediktiner Abtei Scheyern. Die Benediktiner Abtei Scheyern, die wir noch zu unserer nachbarschaftlichen Nähe zählen, feierte 2019 ihr 900-jähriges Bestehen. Unter einem reichen Jahresprogramm war auch ein Ordenstag, zu dem am 11. Mai alle befreundeten Ordensleute eingeladen waren. Einige von uns Schwestern nahmen an der Festveranstaltung teil und sahen die exzellente Ausstellung. Durch ihr begeistertes Erzählen waren auch die Daheimgebliebenen miteinbezogen.

Besuch aus Amerika. Zwei amerikanische Karmelitinnen waren im Juni für eine Woche bei uns zu Gast als Gegenbesuch zum Aufenthalt unserer Sr. Johanna in den USA 2016 zusammen mit der Föderationspräsidentin des deutschen Karmel, Sr. Teresa Benedicta, Hannover. Sr. Ann und Sr. Susan stellten in Wort und Bild ihr Kloster in Reno, Nevada/USA, sehr lebendig vor. Jedes Gespräch mit ihnen war von heiterer, entspannter Atmosphäre, aber auch ernste Fragen hatten ihren Platz. Wir haben gemerkt, dass die Probleme die gleichen sind wie bei uns. So entstand eine Freundschaft über alle Landes- und Sprachgrenzen hinweg.

„Verzogene“ Fahrräder. Eine ganz neue und überraschende Erfahrung war der nächtliche Diebstahl zweier unserer Fahrräder, natürlich die beiden besten. Das muss schon gut ausspioniert worden sein, da wir eigentlich von Wald, Bäumen und Mauer umgeben und von außen nicht einsehbar sind.

Unterstützung von Stadt und Landkreis Dachau. Immer wieder erfahren wir von amtlicher Seite von Stadt und Landkreis wohlwollende Unterstützung, was keine Selbstverständlichkeit ist. Durch persönliche Begegnung ist über Jahre ein vertrauensvolles Miteinander gewachsen. Umso mehr sind wir dafür sehr dankbar.

Dank an Freunde und Wohltäter unseres Karmels. Wir wissen uns von Herzen mit unseren vielen Freunden und Wohltätern verbunden. Bei vielen von ihnen kennen wir schon zwei oder drei Generationen, nehmen Anteil an deren Lebenswegen und bringen ihre Anliegen im Gebet vor Gott. In diesem Jahr mussten wir leider von einigen unserer langjährigen Wohltätern und Weggefährten Abschied nehmen. Wir haben ihnen viel Gutes zu verdanken. Es ist ein Trost, dass unser Gedenken im Gebet über den Tod hinaus bestehen bleibt.

Frohe Weihnachten und ein gutes Neues. Wir wünschen Ihnen allen ein friedliches und gnadenreiches Weihnachtsfest und ein gutes und gesundes neues Jahr 2020,

Ihre Schwestern vom Karmel Heilig Blut

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xxnoxx_zaehler

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